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Keiner Schuld bewusst...   Heft 2/2004
freie Leere
Bildung für den Wettbewerb

Seite 68
 
 

Mitte September 2003 hat die große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Düsseldorf die Hauptverhandlung im Mannesmann-Verfahren eröffnet. Die sechs angeklagten Aufsichtsratsmitglieder - unter ihnen befinden sich so namhafte Leute wie Esser (ehemaliger Vorstandschef von Mannesmann), Ackermann (Chef der Deutschen Bank) und Zwickel (ehemaliger IG-Metall Vorsitzender) - müssen sich wegen Untreue bzw. Beihilfe zur Untreue verantworten.
Ihnen wird vorgeworfen, im Zusammenhang mit der Übernahme der Mannesmann AG durch Vodafone AirTouch exorbitante Anerkennungsprämien und Pensionsabfindungen für aktive und ausgeschiedene Vorstandsmitglieder bewilligt zu haben. Dadurch sei eine Schädigung des Gesellschaftsvermögens des Mannesmann Konzerns verursacht worden, weil die Zahlungen nur zum Vorteil der Begünstigten und nicht des Unternehmens waren.
Der Mannesmann Konzern wehrte sich zunächst erbittert gegen die Übernahme. Fast eine Milliarde Euro pumpten Mannesmann und Vodafone in BeraterInnenteams und Anzeigenkampagnen. Im Februar 2000 lenkte Mannesmann überraschend ein. Für 180 Milliarden Euro übernahm Vodafone das Unternehmen. Dabei flossen Prämien und Abfindungen von insgesamt 56,6 Millionen Euro. Allein Klaus Esser erhielt 30,6 Mio. Euro als Anerkennungsprämie für seine "großartigen Leistungen" beim Verkauf von Mannesmann.

Im Prozess zeigen sich die Angeklagten ungerührt ja fast beleidigt ob der Anklage. Klaus Esser hielt eine fünfstündige Verteidigungsrede und beteuerte völlig zu Unrecht an den Pranger gestellt zu werden, weil Abfindungen in entsprechender Höhe kein Einzelfall seien. Josef Ackermann beklagt sich, dass Deutschland das einzige Land sei, wo diejenigen, die erfolgreich sind und Werte schaffen, deswegen vor Gericht stehen. Sie (und scheinbar auch ein Großteil der Führungseliten in Politik und Wirtschaft) finden es scheinbar völlig normal solche Summen einzustreichen, während sich Arbeitnehmer in Tarifrunden mit dem Inflationsausgleich begnügen müssen, schließlich leisten Lohnarbeitnehmer nicht so viel wie Vorstände! Arbeitslose trifft es dann noch etwas härter, sie müssen leider leider aufgrund der angespannten Lage finanzielle Einschnitte hinnehmen (aber sie leisten ja auch nichts). Bleibt nur die Frage offen, wieso die wirtschaftliche Lage eigentlich angespannt sein soll, wenn auf einen Schlag 56,6 Millionen Mark für Abfindungen locker gemacht werden können...
Der Prozess gegen die Topmanager ändert nichts an diesem ausbeuterischen System. Trotzdem bleibt ein kleiner Trost, denn er zeigt, dass Manager nicht unantastbar sind und doch hin und wieder auch mal die Richtigen vor Gericht landen.

Lena Dammann, Hamburg