Heft 4 / 2001:
grenzenlos beschränkt
MigrantInnenpolitik in BRD und Europa
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Katharina Braig Zum ersten Artikel des Schwerpunkts Zur Rubrik Ausbildung Zur Rubrik Recht kurz Zum Sammelsurium Zur Rubrik Politische Justiz Zur BAKJ-Seite
Unterstützung auf dem Weg ins Examen
Rezension
 

Examen ohne Repetitor. Von Achim Berge, Christian Rath, Friederike Wapler, 2. Auflage, Nomos-Verlag Baden-Baden 2001.

Nach frühen Fachschaftsbestrebungen und vereinzelten Informationsbroschüren geht jetzt wohl DAS Buch zum Thema "Examen ohne Repetitor" in zweiter Auflage hervor. Sowohl die Struktur als auch der Inhalt wurden sehr weitgehend von der 1. Auflage übernommen. Nur einige Arbeitsmittelhinweise, neue Interviews und aktuelle Änderungen wurden eingefügt. Die von den AutorInnen abgedeckten Themen reichen von der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Formen der Examensvorbereitung und dem Lernen im Allgemeinen bis zur praktischen Hilfestellung für Studierende in der Vorbereitungsphase.

Auseinandersetzung mit Repetitorium

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit den Vor- und Nachteilen des Gangs zum kommerziellen Repetitor. Sätzen wie "Wenn ich Geld bezahle, kann ich mich besser aufraffen" oder "Beim Rep kann ich mir sicher sein, dass mir nichts durch die Lappen geht" wird mit grundlegender Argumentation und Alternativvorschlägen entgegengetreten, dabei die Entscheidung für das Repetitorium aber nicht verteufelt. Aufgrund dieser sehr objektiven Herangehensweise an das Thema lohnt sich besonders dieser Teil für alle, die noch unschlüssig sind, ob sie es nicht doch selbständig versuchen sollten. Aber auch diejenigen, die sich schon vorher im Klaren waren über ihre Vorbereitung "ohne" finden hier genügend Argumente, um allen besserwisserischen Rep-Besucherinnen und -Besuchern gewappnet entgegentreten zu können. Spätestens aber der eigentliche Arbeitsteil über Lernen und Strukturierung des Lernens sei auch den Rep-Befürworterinnen und -Befürwortern empfohlen, denn auch für ihre AG oder Nachbearbeitung kann das Buch sehr hilfreich sein. Es kann und wird jeder Leserin und jedem Leser etwas von seiner Desorientierung oder Angst nehmen und ihr bzw. ihm Inspiration zum Lernen vermitteln.

Aufbau

Inhaltlich geht das Buch gemäß den jeweiligen fortschreitenden Fragen eines Examensanwärters vor. Beginnend mit der Frage "AG oder alleine ?" weiter mit Hinweisen zur Suche nach AG-Partnerinnen und -Partnern und dem Aufbau und der strukturierten Arbeit einer solchen Gemeinschaft, bis hin zur grundlegenden und detaillierten Beschäftigung mit dem Alleinlernen. Alle Fragen, die man sich am Beginn seiner Vorbereitungszeit stellt, werden angesprochen und größtenteils sehr umfangreich beantwortet. So z.B. bezüglich der Zeiteinteilung, Stofferarbeitung, Falllösung und Wiederholungsphasen. Als Erweiterung zur 1. Auflage finden sich jetzt mehr Hinweise auf die neuen Medien als Hilfsmittel bei der Arbeit, so z.B. die CD-Roms und das Internet als Quellen für Fälle und Anleitungen.

Begrüßenswert ist das Eingehen auf Examenspanik und Prüfungsangst und die allgemeinen Hinweise zum Lernen und Gedächtnisleistungen. Das schafft bei der Leserin oder dem Leser ein Bewußtsein über die geistige und soziale Situation, in die sie bzw. er sich begibt, und über die Notwendigkeit, sowohl sein Gedächtnis als auch den Kontakt nach außen zu pflegen und stark zu machen.

Literaturempfehlungen und AG Pläne

Im Anschluss an die Beschäftigungen mit dem Lernen an sich folgt eine Reihe von Tipps für das praktische Arbeiten. So wird u.a. auf das Anlegen von Karteikarten und anderen Lernhilfen eingegangen. In Bezug auf Literaturempfehlungen für das Selbststudium hält sich das Buch aber sehr zurück. Die AutorInnen erklären, dass sie trotz einigen Nachfragen keine konkreten Bücher empfehlen möchten. Wünschenswert wäre aber vielleicht doch eine Art Checkliste mit den wichtigsten "dicken" und "dünnen" Standardwerken und bewährten halboffiziellen Lernskripten. Schon jetzt gibt es allerdings gute Hinweise für die weiterführende Literaturrecherche und im Anhang eine Liste mit Aufsätzen und Büchern zum Thema Examensvorbereitung.

Wenn es dann darum geht, einen AG-Plan zu erstellen, finden sich im Anhang des Buchs vier bereits erprobte Muster. Hinsichtlich der Gewichtung der Fächer und der Detailliertheit der Themen sind diese recht unterschiedlich und stellen so aber eine sehr hilfreiche Basis für die notwendige eigene Ausarbeitung dar. Schade ist, dass der AG Plan Nr. 4 aus der 1. Auflage kommentarlos entfallen ist. Er bestand aus einer Liste von examensrelevanten Problemen in Form von Klausuren aus den einschlägigen Ausbildungszeitschriften. Die Literaturhinweise aus der 1. Auflage sind sicherlich veraltet, aber das Modell ist weiterhin ein interessantes Beispiel.

Interviews und Kommentare

Im dritten Teil des Buches findet man Interviews von ehemaligen Examenskandidatinnen und-Kandidaten, die zum Teil alleine oder in einer AG, zum Teil gekoppelt an ein kommerzielles Repetitorium oder ohne ein einziges Probehören ihre Vorbereitungszeit gestaltet haben. Vielleicht fragt sich so manche oder so mancher, was denn diese sehr speziell auf den einzelnen bezogenen Interviews bewirken sollen. Zum einen läßt sich dazu sagen, dass "Examen ohne Repetitor" ein Buch von ehemaligen Examenskandidatinnen und -Kandidaten für derzeit etwas hilflose und gerade erst in die Stressphase einsteigende Examenskandidatinnen und -Kandidaten ist und eben auf erfrischend unkonventionellem Wege sowohl theoretische Überlegungen als auch praktische Hinweise wiedergeben will. Gerade in der Mischung aus Lerntheorie und der Wiedergabe von persönlichen Erfahrungen liegt der besondere Reiz des Buches. Zum anderen kann man aus den Worten der Lernerprobten Kandidatinnen und Kandidaten und ihren Werdegängen sehr wohl erkennen, dass man auch mit Rückschlägen oder Umwegen ein gutes Examen machen kann. Wer sich auf den individuellen Lernweg begibt, sucht auch zunächst auch nach individuellen Vorbildern und Vorschlägen. So sind die Interviews ein sehr sympathischer und hilfreicher Bestandteil des Buches.

Im Anschluss an die Interviews findet man eine ganze Reihe von Stellungnahme von Professorinnen und Professoren zur Art und Weise der Examensvorbereitung. Sicherlich ist es gut zu hören, dass auch die Universität ihre Studentinnen und Studenten noch nicht ganz in die Hände kommerzieller Repetitorien geben will, aber meines Erachtens ist das eine etwas zu umfangreich geratene Liste.

Abschließend gesagt, ist "Examen ohne Repetitor" ein sehr empfehlenswertes Buch darüber, was in keiner "ExoR"-AG fehlen sollte und auch gut allen Zweiflerinnen und Zweiflern in die Hand gedrückt werden kann. Es sei ihm viel Erfolg gewünscht.

Katharina Braig studiert Jura an der Humboldt-Universität zu Berlin.